Gedanken zum Monatsspruch für den November 2023

Wer fragte noch so schön: kann Gott eigentlich einen Stein schaffen, den er selbst nicht heben kann? Was haben sie sich abgearbeitet an diesem sogenannten Allmachtsparadoxon. Ich halte es da eher mit dem Calvin, dem alten Reformator, der auf die Frage: was Gott eigentlich vor der Erschaffung der Welt getrieben hat, die schöne Antwort gab: er hat die Hölle erschaffen für die Leute mit vorwitzigen Fragen. Um einen sinnvollen Umgang mit diesen und ähnlichen berühmten Fragen der Menschheit soll es auch heute gehen. 

Unser biblisches Wort für den Tag lautet aus dem 9. Kapitel der altestamentlichen Geschichte des Hiob: „Gott allein breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen, und Wunder, die nicht zu zählen sind.“  Nun könnte man meinen, dies seien die Sätze eines Menschen, der lobpreisend die Arme ausbreitet um dem großen, gütigen und gnädigen Gott die Ehre zu geben. Dem ist nun leider nicht so. (Einblendung als Hintergrund) Ich stelle mir vor, dass es eine kalte, glasklare Nacht ist. Hiob steht in einer Wüste des Vorderen Orients und blickt in den Himmel. Wie ein aufgespanntes Zelt umgibt ihn der Nachthimmel. Unzählige Sterne leuchten ihm entgegen, und er sieht Sternbilder, die er schon seit Kindertagen kennt. Langsam ziehen sie mit verlässlicher Treue ihre Bahn. Jeden Tag, jedes Jahr. Wie oft schon hat er diese Pracht bestaunt. Bis vor kurzem war der Sternenhimmel für ihn eine Bestätigung der Macht und Überlegenheit Gottes. Diesem Gott war er treu. Und er hatte ihn wiederum mit Glück und Reichtum beschenkt. Doch dann wurde ihm alles genommen: Besitz, Kinder, Gesundheit. Jetzt leuchten die Sterne immer noch und ziehen gleichmäßig ihre Bahn. Der Himmel aber ist ihm unheimlich geworden. Der Gott, der die Sterne geschaffen und sie auf ihre Bahn geschickt hat, ist ihm fremd. Interessiert diesen Gott das alles nicht, was hier unten passiert? Die kleinen und großen Krisen, Kriege und Katastrophen, an denen wir leiden und mit denen wir uns leiden lassen. Unberührt ziehen die Gestirne weiter ihre Bahn und Gott zeichnet sich durch erhabene Gleichgültigkeit aus.

Deshalb kann Hiob auch fortfahren: „Siehe, er geht an mir vorüber, ohne dass ich’s gewahr werde, und wandelt vorbei, ohne dass ich’s merke. Wenn ich ihn auch anrufe, dass er mir antwortet, so glaube ich nicht, dass er meine Stimme hört, vielmehr greift er nach mir im Wettersturm und schlägt mir viele Wunden ohne Grund.“ Ist das nicht die Erfahrung vieler Menschen im Kleinen wie im Großen. Warum ich, Gott? Was habe ich Dir getan? Wieso jetzt und hier und wir?  Joe Biden, der 46. Präsident der Vereinigten Staaten hat einen gerahmten Auszug aus einem Comic auf seinem Schreibtisch, weil er eine „wertvolle Botschaft“ enthält. Es ist eine kurze Bildersequenz von Häger,  dem Schrecklichen, in der der furchtlose Wikinger bedroht von Sturm, Wind und Wellen in den Himmel ruft „Warum ich?“ und als Antwort erhält: „Warum nicht?“. 

Biden sagte, die Karikatur sei ihm von seinem Vater in den frühen 70er Jahren geschenkt worden, kurz nach einem Autounfall, bei dem seine erste Frau zusammen mit seiner kleinen Tochter ums Leben kam. Seine beiden kleinen Söhne Hunter und Beau saßen ebenfalls im Auto. Biden berichtet: Mein Vater spürte, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben meinen Glauben zu verlieren begann“, Aber er wollte nicht zulassen, dass mir das passiert. Also ging er in einen dieser Hallmark-Kartenläden und kaufte einen rechteckigen Rahmen mit diesem Cartoon darin. Ich habe die Botschaft der Karikatur damals nicht ganz verstanden“, fügte Biden hinzu, „aber sie ist für mich so wertvoll geworden, besonders nach dem Tod von Beau.“ Dieser Mann hat drei der Menschen verloren, die ihm am nächsten waren. Und er findet Trost in einem Cartoon. Der Trost liegt nicht in der untröstlichen Antwort auf die Frage „Warum ich?“ –  Warum nicht?“ sondern darin, dass er überhaupt eine Antwort bekommt.

Das geschieht Hiob auch. Er beginnt mit Gott zu streiten und sich nicht damit abzufinden, dass  er schon irgendwie selbst schuld an seinem Unglück wäre. Und Gott lässt sich auf den Streit ein. Hiob lernt: Gott ist größer als unsere Fragen, größer als unsere Logik, größer als unser Horizont von Zeit und Raum.  Das Leben ist endlich, zerbrechlich und leicht zu verlieren, deshalb ist es auch in jeder schöpferischen Form so schützenswert, so pflegebedürftig und so wertvoll.  Die Physikerin Sabine Hossenfelder  findet z.B. Trost in der Trauer um ihren zu früh verstorbenen Vater in dem Gedanken, dass die spezielle Information, die Menschen ausmacht, das Zusammenspiel jener Atome – nicht zerstört werden kann. Das ist noch da. In der Vergangenheit war die Information  unserer Eltern kompakt, jetzt ist sie im Universum verteilt. Vielleicht haben wir immer zu früh darüber gelächelt, dass Oma jetzt von oben auf uns herabsieht. Und die Physikerin hält es durchaus für denkbar, dass das Universum ähnlich wie unser Bewusstsein, unser Gehirn, in sich selbst  kommunikationsfähig ist. Also könnten wir uns auf diesem Wege vorstellen, Teil eines göttlichen Bewusstseins zu sein, das auch mit uns Kontakt aufnehmen kann. 

Das ist weder in einem okkulten, spiritistischen, abergläubischen oder gar esoterischen Sinne gemeint. Sondern vielmehr ist das eine Einladung die Verheißung Jesu, dass er uns den Geist Gottes als Tröster schicken wird, sich so konkret wie möglich als erlebbare Tatsache vorzustellen. In Jesus Christus kann der unendliche Schöpfergott, von mir aus gedacht als universales Bewusstsein, spürbar werden. Wie sagt Hiob zum Schluss:  Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Gott kann sich sehen lassen. Wir werden trotz des unendlichen qualitativen Unterschiedes von ihm gesehen. Wir bekommen ein unverlierbares Ansehen. Wir sind nicht dazu bestimmt verloren zu gehen in der Weite von Raum und Zeit, sondern dürfen gewiss sein, bei allem Leiden und allem Leid einen Platz am Herzen und im Gedächtnis Gottes zu haben. Wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen kommen, kann und wird er mitten unter ihnen sein. Deshalb können wir auch gleich zusammen singen: „Weißt Du wie viel Sternlein stehen“

 

 

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